rufen, und er erfährt, daß Parade abgehalten wird. Er wird in den Palast eingeführt und gewahrt Ihn selbst „hoch, böse“ und an seiner Seite das Weib, „wie ein vertrockneter Schwamm, dünn und langbeinig …“[1] An der Newa staunt der Dichter über die Paläste und das Denkmal Peter des Großen und er bricht in Entrüstung aus:
„Sieh, Paläste auf Paläste
überm Flusse ragen
an den steingefaßten Ufern.
Muß ich mich nicht fragen,
wie es kommt, daß man die Sümpfe
konnte so entwässern?!
Ach, hier floß das Blut von Menschen
nicht entlockt mit Messern!
Jenseits ragt empor die Festung,
und die Glockenschläge
künden von den blanken Türmen
ihre Stunde träge.
Dort ein Roß, als wollt es fliegend
durch die Lüfte reisen,
es zerstampft die harten Felsen
mit den Hufeisen;
und ein Mann im Prunkgewande
hält die Hand am Zaume,
um sein Haupt ein Zweig sich windet
von dem Lorbeerbaume.
So, als gälte es, aufs andre
Ufer gleich zu springen,
bäumt das Roß sich; so als wollte
er die Welt erringen,
streckt die Hand der kühne Reiter.
Wer mag’s sein? Ich sehe
auf die Schrift: ‚Dem Ersten die Zweite.‘
Wahrlich, ich verstehe:
Jener Erste, Ukraine,
schlug ans Kreuz dich, Arme,
und den Rest gab dir die Zweite,[2]
wütend ohn’ Erbarmen!
Henker, Henker! Diebstahl brachte
Reichtum wohl euch beiden,
Alfred Anton Jensen: Taras Schewtschenko. Ein ukrainisches Dichterleben. Adolf Holzhausen, Wien 1916, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taras_Schewtschenko._Ein_ukrainisches_Dichterleben._Von_Alfred_Jensen_(1916).djvu/145&oldid=- (Version vom 7.10.2018)