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Auch hier beweist sich der alte Satz, daß die Kirche sich noch niemals übergessen habe und daß sie sehr wohl die stillen Plätzchen aufzufinden wisse, wo ihr der beste Saft der Gesellschaft zuströmen müsse. Da stehen denn einzelne Kapellchen in Glockenform, in welchen eingeschlossen ein wohlgefüttertes, rundliches Eichen oder ein Paar schlanke, lebhaft schlängelnde Samenthierchen ihr Wesen treiben. Die letzteren besonders sind interessant. Aalglatt, fein zugespitzt, schlüpfen sie mit ihren lebhaften Bewegungen hin und her, auf und ab in dem wogenden Strome der allgemeinen Cirkulation und dringen bald hier in den Kassenraum eines Schluckmaules, bald dort in den Kanal einer Deckschuppe, zuweilen auch heimlich in ein Kapellchen, in welchem ein einsames Ei sich langsam in stiller Sehnsucht nach dem Seelenbräutigam dreht. Was sie dort machen, hat mir mein Mikroscop bis jetzt noch nicht verrathen wollen; aber so viel ist gewiß, daß nach solchen Besuchen das Eichen mehr und mehr anschwillt und sich endlich einen Weg nach außen bahnt, wo es in der unendlichen Wassermenge wie in einer allgemeinen Hebammenanstalt verschwindet, ohne weiteres Aufsehen zu erregen.

Bei anderen Blasenträgern sind die Regenerationsorgane bei weitem mehr entwickelt und treten selbstständig an bestimmten Orten des Stammes zu Tage. Niedliche Träubchen, die einen mit Eiern, die andern mit Samen gefüllt, hängen in bestimmten Zwischenräumen an dem Stamme, von welchem aus ein bedeutender Strom in ihr Inneres dringt; sie haben eine selbstständige Initiative der Bewegung und dehnen sich bald weit aus, bald ziehen sie sich wieder auf einen geringeren Raum zurück. Sie berühren sich in wechselndem Spiele; schmiegen sich traulich an einander;

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Carl Vogt: Untersuchungen über Thierstaaten. Literarische Anstalt, Frankfurt am Main 1851, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Untersuchungen_%C3%BCber_Thierstaaten-Carl_Vogt-1851.djvu/262&oldid=- (Version vom 1.8.2018)