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Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.

Denn er dachte, war ich krank, wie wußte sie zu pflegen.
Seine Augen hat er zugemacht,
Und die Hand lag auf dem Wasserkrug.

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Erster Traum, Dominospiel und kleine Eisenbahn wuchs nun ins Grauen.

Die ihn einst zu Bett gebracht,
Die seinen jungen Schlafgeruch noch an sich trug,
Hart und weise lag sie da und kaum mehr anzuschauen.

Manches konnte sie bereiten,

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Ging die schöne Mutter abends aus.

Sommerfrische und Spaziergang, alle Dinge, die vergangen, ja vergangen, sind mit ihr nun weitentrückt,
Wandelnd im durchsichtig und entlegenen Haus
Und so leis an sie gedrückt,
Wie an einem blauen Tage, Kinder ihre Mutter wohl begleiten.

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Doch der Jüngling weinte nimmer.

Der begrabenen Gefühle voll
Machte er sich auf, die Nachbarn, die verschlafenen Nachbarn herzuholen.
Aber ehe jener Lärm erscholl,
Hängte um den Spiegel er ein Tuch verstohlen

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Und verließ fast immer noch im Traum das Sterbezimmer.
Empfohlene Zitierweise:
Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1913, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Werfel_Wir_sind_1913.pdf/40&oldid=- (Version vom 1.8.2018)