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Mutter entzog sich allen Zumuthungen einer zweiten Ehe, so wie dem ganzen Getriebe der großen Welt, in der sie leben mußte, dadurch, daß sie sich vom Hofe nach Egypten begab, wo sie große Güter besaß. Doch hatte sie es nicht auf den Genuß oder die Verwaltung ihrer Güter abgesehen, sondern im Gegentheil, sie schloß sich einer Klostergemeinschaft an, welche unter beständigen Uebungen der Andacht das ärmste Leben führte. Dies Leben der Klosterfrauen machte einen so tiefen Eindruck auf die siebenjährige Euphrasia, daß sie ausrief: „Auch ich will mich die ganze Zeit meines noch übrigen Lebens allein meinem Heiland weihen.“ Sie sagte es ganz im Sinne der Klosterjungfrau, ihre Mutter aber bestätigte und besiegelte den von da an unwandelbaren Beschluß der Tochter mit den Segensworten: „Möge der Herr, der die Berge auf unerschütterliche Grundfesten erbaut hat, dich allezeit in der Furcht seines heiligen Namens stärken.“ – Dies alles wird die protestantische Jungfrau kaum ansprechen, vielleicht wird sie sich nicht einmal die Mühe geben, den Sinn untadelicher Treue herauszufinden, der sich doch auch in dieser Geschichte unzweifelhaft ausspricht. Dagegen aber findet sich bei Euphrasia noch ein anderer

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/100&oldid=- (Version vom 9.10.2016)