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Umstand, welcher nach seiner großen Bedeutung für das innere Leben ohne Zweifel einem jeden Christenmenschen empfohlen werden darf. Wenn nemlich Euphrasia eine Versuchung spürte, so pflegte sie sofort zu der Vorsteherin ihres Klosters zu gehen und ihr die Noth zu entdecken. Dadurch demüthigte sie sich nicht allein, sondern sie schnitt dem Feinde ihrer Seligkeit den ferneren Zugang ab und empfieng von ihrer Seelsorgerin diejenigen Anweisungen und Tröstungen, welche sie über die dunkle Zeit und deren Wiederkehr glücklich hinüber zu bringen vermochten. Hierin ist Euphrasia ein vortreffliches Beispiel für andere. Christus hat dazu seine Kirche gestiftet, daß der Einzelne durch die Gemeinschaft der Heiligen und das von ihr triefende lebendige Wort Gottes gegen alle Verführungen sicher gestellt und behalten werden möchte zum ewigen Leben. Wer die Gemeinschaft nicht ernstlich und eifrig benützt, sich ihr und ihrem Einfluß nicht offen und aufrichtig ergibt und ihn sucht, mitten unter Brüdern oder Schwestern einsam stehen und für sich allein den Weg der Heiligung vollbringen will, der wird entweder große Mühe haben, sich durchzubringen bis zum ewigen Leben, oder es überhaupt gar nicht erreichen. Nichts raubt der Versuchung,

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/101&oldid=- (Version vom 9.10.2016)