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zum Vorwurf gemacht worden war, und man sie der Verschwendung angeklagt hatte; so gieng sie doch aus der Versuchung freudiger zur Barmherzigkeit hervor, als sie zuvor gewesen, und so wie sie wieder im Genuße ihres Einkommens war, begann sie aufs neue die Kirche, ihre Armen und Elenden zu unterstützen und reichlich auszustreuen, um sich ihren Schatz im Himmel zu mehren. Dabei war sie wie früherhin voll Eifers, den Kranken, Leidenden und Unwißenden persönlich zu nahen und ihnen Trost und Belehrung zu bringen. Besonders aber lag sie dem Gebete und der Uebung der Andacht ob, und das Paradies der Gottseligkeit und ihrer Freuden war der Ort, in welchen sie sich am liebsten zurückzog. So lebte sie ihre Wittwenzeit dahin, bis ihre Stunde kam, und sie endlich in einem Kloster zu Quedlinburg von ihrer tödlichen Krankheit überfallen wurde. Der Erzbischof Wilhelm von Mainz, ihr Enkel, hörte ihre letzte Beichte, auf welche sie nach einigen Tagen ein öffentliches Sündenbekenntnis vor den Priestern und Schwestern des Klosters folgen ließ, darauf das Sakrament nahm und im Jahre 968 am 14. März entschlief. Sie wurde zu Quedlinburg begraben.

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/108&oldid=- (Version vom 9.10.2016)