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 Erquickt ihr Leben auf dem ersten Throne der Welt während ihres Ehestandes jedes christliche Herz durch die Vereinigung irdischer Größe und demüthiger Hingebung an den Gedanken der eigenen Vollendung und Bereitung für eine andere Welt; so ist ihr Wittwenstand nicht blos durch eine Sünde, sondern vielmehr durch ihre Buße und durch die entschloßene Ruhe ausgezeichnet, mit welcher sie den Weg der Entsagung und der Armuth betrat und wandelte, so wie durch die Treue gegen Gott und Christum bei allem Wechsel und Wandel ihrer Verhältnisse. Es ist kein Mensch, der nicht sündigte, es werde seine Sünde der Welt bekannt, oder nicht; daher gibt es auch keinen Heiligen, der sich durch Sündlosigkeit auszeichnete oder durch eine mackellose Beßerung. Es ist genug, wenn ein Mensch im Ganzen die Richtung und den Weg nach Zion einhält und gerade und einfach, ungeirrt durch alles andere, Gottes Wege geht. Solcher Beispiele sehen und lesen wir nie zu viel, und wenn sie wie bei Mathildis durch die hohe Stellung und den kaiserlichen Purpur augenfälliger werden; so können wir dem HErrn nur desto dankbarer sein, der seine Schafe in allen Schichten der menschlichen Gesellschaft sucht und findet,

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/109&oldid=- (Version vom 9.10.2016)