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ehelich werden, sie geht ins Kloster und führt bis an ihr Ende nach der Regel ihres Ordens ein stilles Leben der Abtödung und der Aufopferung für andere. Bei wie vielen Lebensläufen jener Tage kehren diese Züge immer wieder, wie ein Schema, an welchem die Verschiedenheiten und Besonderheiten jedes einzelnen Lebens sich ausnehmen, wie etwa die verschiedene Zier und Ausschmückung vieler Kleider, welche nach einem und demselben Schnitt und Muster gefertigt sind: die einheitliche Form wird je nach Umständen mehr oder weniger durch Zier und Schmuck hervorgehoben und empfohlen. Trotz der Monotonie liest man dennoch jeden Lebenslauf eines Märtyrers der ersten Jahrhunderte und jeden Entsagungsgang eines Mönches oder einer Nonne der späteren Zeit mit erneuerter Befriedigung. Versteht sich: was haben denn die Christen der ersten Jahrhunderte beßeres thun können und sollen, als die Welt außer der Kirche bekämpfen und überwinden, – und was konnten und können die Christen der späteren Zeit für sich und andere heilsameres unternehmen, als die Welt in der Kirche innerlich und äußerlich überwinden? So wandeln beide dem Lamme Gottes nach, welches durch Entsagung, Aufopferung und Unterliegen selbst zu ewigen Ehren kam

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/112&oldid=- (Version vom 9.10.2016)