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Gerade das Leben bei den Ihren machte ihr die Welt unlieb und erzog in ihr das Verlangen, in stiller Abgezogenheit Christo und seinen Heiligen zu dienen. Als sie herangewachsen war, fehlte es ihr an Heirathsanträgen keineswegs, auch nicht an zureden, den einen oder den andern anzunehmen. Als man in diesem Sinne in Gegenwart des fränkischen Königs Dagobert auch einmal in sie drang, gab sie eine Antwort, welche den König vermochte, ferneres Dringen in sie zu untersagen: „Ich habe schon einen Bräutigam, ich habe Den erwählt, deßen ewige Schönheit der Grund ist von aller Schönheit der Kreatur, deßen Reichthum unermeßlich ist, und vor deßen Antlitz die heiligen Engel anbetend niederfallen.“ Nachdem nun Gertrud Herrin ihrer Wahl geworden war, begab sie sich in ein Kloster, welches ihre Mutter zu Nivelles in Brabant gestiftet hatte. In einem Alter von 20 Jahren wählte man sie zur Aebtissin, und neben freudiger Armuth und Aufopferung trat nun bei aller anerkannten Demuth ein Maß der Gabe zu regieren und andere zu leiten hervor, über das man um so mehr erstaunen mußte, wenn man ihre Jugend in Anschlag brachte. Ihre eigene Mutter hielt es für das schönste und beste, unter

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/114&oldid=- (Version vom 9.10.2016)