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Theodosia aber, eine achtzehnjährige Jungfrau aus Tyrus, die sich eben in Cäsarea aufhielt, nahte sich den Bekennern, deren Verhöre beizuwohnen sie zum Palaste gekommen war, wünschte ihnen Glück zu ihrem Loose, ermahnte sie zur Beständigkeit bis ans Ende und empfahl sich ihrem Andenken und Gebete, wenn sie nun in der Herrlichkeit des HErrn daheim sein würden. Die Wachen, welche ihren Gesprächen zuhörten, hielten es für ihre Pflicht, die Jungfrau zu greifen, welche ihrerseits denselben mit aller Freudigkeit vor den Richtstuhl folgte. So fröhlich angethan war sie von der unverhofften Ehre, für Jesum Christum leiden zu dürfen, daß der Landpfleger in ihrer Freudigkeit nur Hohn sah und sie deshalb der Folter übergab, wo ihr die Schergen mit eisernen Krallen die Seiten aufrißen und ihr endlich die Brüste abschnitten. „Deine Grausamkeit, sagte die Gepeinigte zum Richter mit großer Heiterkeit, bringt mich zu einer ewigen Glückseligkeit. Ich freue mich des Rufes zur Märtyrerkrone, der an mich ergeht, und danke Gott für seine große Gnade.“ Theodosia verlangte sehr nach dem Glücke der Ewigkeit und trug ihr Leid ohne alles Seufzen, aber sie war dabei einer zähen Lebenskraft und der Richter ließ sie deshalb, um der Sache

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/117&oldid=- (Version vom 9.10.2016)