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ein Ende zu machen, ins Meer werfen, wo sie ihren Leib dem Waßer überließ, mit der Seele aber triumphirend zur Ruhe Gottes eingieng. Das geschah nach der Ueberlieferung am 2ten April 308. Die Jungfrau war also nicht umsonst von Tyrus nach Cäsarea gereist, sondern der HErr hatte ihr Reisen zu Herzen genommen und brachte sie auf dem Wege des Lammes Gottes durch Unterliegen zum Sieg. So hatte sie am fremden Ort eine Himmelspforte gefunden und auf den webenden Wellen des unwirthbaren Meeres einen seligen und preiswürdigen Tod, wie ihn tausende auf ihren sicheren und stillen Sterbebetten nicht finden.

 Jüngerin, die du das liesest und überlegst, würdest du nicht den Fuß zurückziehen, wenn du eine Reise antreten solltest, an deren Ende die Krone der Blutzeugen läge? Im Falle du meinen solltest, daß es nicht nöthig sei, so eifrig zum Tode zu gehen, wie Theodosia, hättest du denn Fahrwind genug, wenn du ohne dein Zuthun und bei aller Vorsicht berufen würdest, dem HErrn zu sterben? Richtest du etwa Theodosia wie die Leute, denen man zurufen muß: „Tadeln ist leichter als beßermachen“?




Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/118&oldid=- (Version vom 9.10.2016)