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eine Egypterin und heiße Maria. Als zwölfjähriges Mädchen sei sie ihren Eltern entlaufen, und nach Alexandrien gegangen, in keiner andern Absicht, als ihren wilden Lüsten zu fröhnen. Sie habe siebenzehn Jahre lang, ohne Gewinn zu suchen, das Leben einer feilen Dirne geführt; da habe sie dann einmal am Ufer Leute gesehen, die ihr gesagt hätten, sie giengen nach Jerusalem, um dort das Fest der Kreuzerhöhung zu feiern, ihr aber sei gleich eingefallen, daß sie bei einem solchen Zusammenfluß von Menschen, wie er bei diesem Feste zu Jerusalem zu sein pflegte, die beste Gelegenheit haben würde, ihren wilden Trieben zu fröhnen, und so habe sie sich dann wirklich angeschloßen, und schon auf der Reise, geschweige nach ihrer Ankunft in Jerusalem, sei sie in die abscheulichsten Ausschweifungen versunken. Als der Festtag der Kreuzerhöhung herbeigekommen wäre, habe auch sie sich zur Kirche begeben, um an der Feier theilzunehmen, allein sie habe sich wie durch eine Gewalt am Eintritt in die Kirche verhindert gefühlt, und dies Hindernis nicht blos einmal, sondern bei noch mehreren angestellten Versuchen, in die Kirche einzudringen, empfunden. Dadurch aufmerksam geworden, habe sie sich in einen Winkel des Vorplatzes

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/133&oldid=- (Version vom 9.10.2016)