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Sakrament genoßen, darnach von einem ihrer Brote die Hälfte gegeßen, Ruhe gehalten und am andern Tage das jenseitige Ufer erreicht, und seitdem den Umgang mit Menschen gemieden. – Zosimus fragte darauf Marien, wie viele Jahre sie schon in der Wüste zugebracht, und womit sie sich ernährt hätte. Sie berichtete ihn darauf, es müßten wohl siebenundvierzig Jahre seit der Zeit verfloßen sein, wo sie von Jerusalem ausgegangen wäre. Sie hätte sich zuerst von ihren wenigen Broten, darnach aber von den Kräutern der Wüste genährt, ihre Kleider wären allmählich alle worden, und sie hätte von der Hitze und Kälte viel erlitten und sich oft sehr schlecht befunden. Zosimus wünschte hierauf auch zu wißen, wie es ihr mit ihrem inneren Leben gegangen wäre. Er konnte durch eigene Erfahrung wißen, daß der Mensch auch nach einer plötzlichen Bekehrung nicht ebenso schnell von den Schäden und sündlichen Gewöhnungen seines vorigen Lebens geheilt ist. Mit der Bekehrung geht es oft schnell, an sie aber schließt sich dann insgemein ein mühevoller und langsamer Weg der Heiligung an, bei welchem sich das gesammte Reich des Bösen um sein altes Fürstenthum zu wehren und dem neuen Besitzer

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/135&oldid=- (Version vom 9.10.2016)