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sein Recht streitig zu machen scheint. Vor den Schrecken und Mühseligkeiten einer solchen Wüstenfahrt erbebt gar manche Seele und viele, die glücklich und wunderbar durchs rothe Meer und bis zum Sinai gekommen, bleiben dann in der Wüste liegen, weil sie die neue Lebensordnung, zu welcher man sich für das Leben in Canaan anheischig machen muß, gegenüber der Begier, die an den Fleischtöpfen Egyptens festhalten will, nicht durchführen können. Es zeigte sich auch in der Antwort der Büßerin Maria, daß sie solche Erfahrungen sattsam gemacht hatte. So viel Jahre sie der Welt in voller Hingebung gedient hatte, ebenso viele hatte sie mit jämmerlichen Nachwehen ihres früheren Lebens zu kämpfen. In der Einsamkeit focht sie der gesammte Reiz ihres früheren Lebens an. Ihr frugales Mahl machte sie lüstern nach allen Speisen Egyptens, ihr armer Trank nach Wein, ihre Entbehrungen und Leiden nach dem früheren zügellosen Lebensgenuß. Sie hatte alle die Mittel anzuwenden, welche sie kannte und von andern gehört hatte, um ihrer und ihres Vorsatzes Herr zu bleiben, und nicht wieder in das alte unordige Wesen zurückzulaufen. – Zosimus fragte sie auch, ob sie denn in ihrer Einsamkeit auch

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/136&oldid=- (Version vom 9.10.2016)