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ledigen Stande nicht für unbeschützt hielt. Der Statthalter wies sie darauf auf den Befehl der Kaiser hin, diejenigen christlichen Jungfrauen, welche nicht den Göttern opfern wollten, in ein Haus der Unzucht abzuliefern. Theodora sprach nüchternen Geistes: „Es ist dir unverborgen, hoffe ich, daß Gott den Willen des Menschen ansieht. Was durch Zwang an mir geschieht, ist Gewalt und nicht für Unzucht zu achten derjenigen, die nur leidet.“ Der Richter, der nach Gewohnheit jener Proceduren die Angeklagte durch Aeußerungen theils der Achtung und Rücksicht, theils der drohenden Strenge zum Gehorsam der kaiserlichen Befehle bringen wollte, konnte Theodoren keine andere Antwort entringen; sie blieb sich völlig treu. „Keine Gewalt, die man mir anthut, kann meinen Willen beflecken. Es ist nicht Wille, sondern Zwang, wenn du mir eines meiner Glieder, oder auch den ganzen Leib verderbst. Ich aber will in Gott verbleiben, ich bin ihm auch durch ein Gelübde der Jungfrauschaft vermählt. Mein Leib und meine Seele gehören ihm an, in Seine Hände befehle ich mich; Er aber wird meinen Glauben und meine Jungfrauschaft bewahren.“ Proculus sprach auf Aeußerungen dieser Art: „Denke doch an

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/145&oldid=- (Version vom 9.10.2016)