Seite:Wilhelm Löhe - Rosen-Monate heiliger Frauen.pdf/148

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

aus dem Kerker geführt hast, ohne daß ihm Leid geschah, sei auch Schirm und Schutz meines Leibes, auf daß jedermann erkenne, daß ich deine Magd bin.“ Während sich nun schon alexandrinische Wüstlinge herzuthaten, kam der Jungfrau ein Helfer. Ein Jüngling von Alexandrien, Didymus, ward von dem Verlangen ergriffen, die Jungfrau zu befreien. Er zog ein Soldatengewand an und trat kühn zu Theodora ein, die ihrerseits, dieweil sie seine Absicht nicht kannte, von kaltem Schauer durchströmt wurde, und scheu in eine Ecke des Gemachs entfloh. Didymus aber sprach freundlich: „Schwester, fürchte nichts; scheine ich dir von außen ein Wolf, so bin ich inwendig ein Lamm. Laß dich durch meine Kleidung nicht schrecken, ich bin im Geiste dein Bruder und gekommen, das Eigenthum meines Gottes, seine Magd, seine Taube zu retten. Laß uns die Gewande tauschen und gehe von hinnen.“ Das geschah, und Theodora entfloh auf des Jünglings Rath eilend, wie Menschen zu eilen pflegen, die an einem solchen Orte der Schande gesündigt haben. Eine Stunde darauf kam ein Wüstling in die Kammer und fand sich sehr getäuscht, als ihm der Jüngling Didymus ganz einfach sagte,

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/148&oldid=- (Version vom 9.10.2016)