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alten Magd an. Sie hatte aber auch das Glück, einer Person übergeben zu werden, welche verständiger und treuer mit ihr umgieng, als viele andere es gewollt und vermocht hätten. Doch blieb auch dies Kind so wenig als andere von den Versuchungen und Sünden des kindlichen Alters frei. Monika war sogar auf dem Wege, in früher Jugend ohne Wißen der Ihren und ihrer Pflegerin sich ein Laster anzugewöhnen, welches man häßlich an allen, häßlicher an Frauen, am häßlichsten aber an jungen Mädchen finden muß. Es war das Laster des unmäßigen Weintrinkens, das sie sich anfangs nur aus Muthwillen und wie im Gegensatz gegen ihre alte Pflegerin, welche die Kinder zur Enthaltsamkeit anhalten wollte, angewöhnte, dann aber mit Lust und Leidenschaft fest hielt, bis ihr eine Dienstmagd, vor deren Augen sie eine Zeit lang unbesprochen alle Tage im Keller beim Weinholen der Sünde fröhnte, einmal im Zorne den Titel einer Weinsäuferin gab und ihr so mit einem Male zu ihrem eigenen Schrecken die Gestalt ihrer Seele enthüllte. Der HErr gab Gnade zur Umkehr, und Monika erwuchs seitdem je mehr und mehr nach Seinem Sinn, bis sie von ihren Eltern an einen vornehmen

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/156&oldid=- (Version vom 9.10.2016)