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Mann, Patricius von Tagaste, der noch ein Heide war, vermählt wurde. In der gemischten Ehe, – ohne Zweifel einer schweren Aufgabe für jedes weibliche Gemüth, – erwies sie sich als eine echte Dienerin Gottes. Ihr Mann war gutmüthig, aber, wie es bei Gutmüthigen oft zu sein pflegt, auch jähzornig und im Zorne sehr heftig. Brach nun sein Zorn los, so schwieg Monika und ließ sich aus ihrer Sanftmuth durch keine Gewalttätigkeit des Mannes bringen. Erst wenn der Zorn verraucht war, sprach sie mit Patricius und wies ihn liebevoll zurecht. Da sie sich in diesem Verfahren durchaus gleich blieb; so wurde sie auch immer stärker und heiterer darinnen und gewann über das Gemüth ihres Mannes eine solche Gewalt, daß er sie je länger je mehr ehrte und bei aller seiner Heftigkeit am wenigsten ihr zu nahe trat. Im Besitz einer solchen Erfahrung konnte sie auf andere Frauen, welche über die ungerechte Behandlung ihrer jähzornigen oder lüderlichen Männer zu klagen hatten, oft großen Einfluß gewinnen. „Ihr seid selbst an eurem Unglück schuld, sagte sie, weil ihr eurer Zungen nicht Herr seid.“ Damit sprach sie beßer als mancher Pastor, wenn er Ehedissidien zu behandeln hat: denn es ist

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/157&oldid=- (Version vom 9.10.2016)