Seite:Wilhelm Löhe - Rosen-Monate heiliger Frauen.pdf/159

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

der junge Augustinus war, eine so unmäßige Sucht hatte er auch, ein großer Gelehrter zu werden, und obwohl das für seine Seele nicht minder gefährlich war, als seine übrigen Sünden, so sahen doch seine Eltern, wenn schon ein jedes aus anderen Gründen, gnädiger dazu. Als Augustin 17 Jahre alt war, starb sein Vater, er aber setzte seine Studien zu Carthago fort und wurde bald eine Beute der Manichäer und eben damit eine schwere drückende Sorgenlast seiner Mutter Monika. Sie, ein Beispiel der Frömmigkeit und des christlichen Wandels, alle Zeit andächtig, barmherzig, aufopfernd, aber auch treu in ihren Mutterpflichten, mußte den Jammer sehen, daß ihr hochbegabter Sohn ganz andere, die schlechtesten Wege wählte. Sie hörte nicht auf zu flehen und zu beten, aber es däuchte ihr die Erhörung sehr lange auszubleiben. Sie erlaubte ihrem Sohne nicht mehr an ihrem Tische zu speisen und in ihrem Hause zu wohnen, bis sie ungefähr neun lange Jahre vor Augustinus Bekehrung einen tröstenden Traum hatte und von da an die Hoffnung nicht mehr aufgab, daß mit ihrem Sohne noch alles herrlich werden würde. In dieser Zuversicht ließ sie ihn wieder an ihren Tisch und in ihr Haus. Es hatte ihr

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/159&oldid=- (Version vom 9.10.2016)