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selbst Manichäer, die Gefahren der üblen Sekte kannte, und des Anlaufs und Drangs der angstvollen Mutter nicht los werden konnte, obwohl er die Hoffnung ausgesprochen hatte, daß auch für Augustinus die Wendung kommen werde, entließ sie endlich mit den Worten: „Geh hin, weine und bete wie bisher, ein Sohn so vieler Thränen kann nicht verloren gehen,“ und diese Worte übten denn nach Gottes Willen eine Kraft, wie wenn sie vom Himmel gefallen wären.

 Als Augustinus 29 Jahre alt war, reiste er nach Rom, um dort die Redekunst zu lehren. Seiner Mutter war diese Reise schrecklich. Um sie zu verhindern, oder, wenn es nicht anders wäre, mit ihm zu reisen, begleitete sie ihn bis zum Ufer. Da sagte Augustinus, um ihrer los zu werden, trüglich, er wolle nicht zu Schiff gehen, so daß nun Monika in eine nahe Kapelle des heiligen Cyprianus gieng und da die Nacht zubrachte. Als sie aber am Morgen wieder ans Ufer kam, ihren Sohn zu suchen, hatte sie den Jammer, zu hören, daß er ihre Abwesenheit benützt habe, um davon zu fahren. Es blieb ihr nun nichts übrig, als sich in die Trennung zu ergeben und ihr Beten und Seufzen fortzusetzen.

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/161&oldid=- (Version vom 9.10.2016)