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Tischgebete zu sprechen, und so war man denn unter dem Schutze Christi fröhlich. Nach dem Eßen sagte Theodot zu Fronton, dem Priester, es sei nicht leicht ein Ort geeigneter, Reliquien der Heiligen aufzubewahren. „Warum, versetzte er, baust du keine Kapelle?“ „Vor allem,“ versetzte Fronton, „müßten wir doch erst Reliquien haben.“ Theodot versicherte, daß es daran nicht fehlen würde, und zog seinen Ring vom Finger, um ihn dem Priester zum Pfande des Versprechens zu laßen. Darauf trat er seinen Rückweg nach Ancyra an.

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 Dort hatte indes die Verfolgung schrecklich gewüthet. Unter andern hatte der Statthalter sieben fromme Jungfrauen, die von Jugend an Gott gedient hatten, zur Strafe für ihre Standhaftigkeit einer Rotte junger Wüstlinge übergeben, sie zu schänden. Die Armen hatten nichts als Thränen und Bitten und das Zeugnis ihres großen Abscheu’s; aber was half ihnen das? Ein frecher Bube zog die älteste von den Jungfrauen auf die Seite, um an ihr zu freveln. Thekusa warf sich zu seinen Füßen und rief: „Was willst du thun, mein Sohn? Wir sind ja alte, von Fasten, Wachen, Krankheiten und Leiden abgezehrte Menschen: ich bin über 70 Jahre alt, meine Gefährtinnen nicht jünger! Es wäre gewis

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/173&oldid=- (Version vom 9.10.2016)