Seite:Wilhelm Löhe - Rosen-Monate heiliger Frauen.pdf/174

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

eine Schande für dich, dir mit Leibern zu thun zu machen, die jetzt schon Leichnamen ähnlich sind, und bald eine Beute der wilden Thiere und der Vögel sein werden, denn der Statthalter hat ja verboten, uns zu begraben.“ Nun zog sie ihren Schleier weg und zeigte ihm ihre weißen Haare. „Laß dich den Anblick rühren, sagte sie; du hast vielleicht eine Mutter von meinem Alter, so mag diese unsere Fürsprecherin sein. Wir begehren ja nichts als unsere Thränen ungehindert vergießen zu dürfen. Möge dir Christus vergelten, wenn du, wie ich hoffe, unser schonest.“ Eine solche Predigt dämpfte den Muthwillen der jungen Wüstlinge, welchen nun selbst die Thränen ausbrachen, so daß sie sich unter Verwünschung der Unmenschlichkeit des Statthalters entfernten. Als der Statthalter Theoctenes merkte, daß die Jungfrauen gesiegt hatten, schlug er einen andern Weg ein, um sie zu besiegen. Die Heiden von Ancyra pflegten der Diana und Minerva zu dienen, und das Jahresfest war nahe. Da setzte denn der Statthalter die sieben Jungfrauen in offene Wagen und ließ sie, als wären sie Priesterinnen der Diana und Minerva, zum Teiche begleiten, in welchem die Götzenbilder feierlich gewaschen zu werden pflegten. Da sollten denn mit den

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/174&oldid=- (Version vom 9.10.2016)