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hatte, war der Zweck schwer zu erreichen. Theodot war unter Beten und Sinnen zur Ruhe gegangen, im Traum aber sahe er Thekusa, die ihn ermunterte, an den Leichnamen das gute Werk zu thun und es zu beeilen, weil ihn nach zweien Tagen ein ihm bevorstehender großer Kampf verhindern würde, er sollte sich aber beim Werke vor einem Verräther hüten. Des anderen Tages erzählte Theodot seinen Traum den Brüdern, es war aber den ganzen Tag nichts zu machen, weil die Wachen unabläßig am Teiche standen. Die Nacht darauf war es sehr finster, weder Mond noch Sterne gaben Schein. Da gieng denn Theodot mit den Seinen hinaus, Sicheln in den Händen, um die Seile abzuschneiden, mit welchen die Leiber an die Steine gebunden waren. Als sie an den Richtplatz kamen, wohin zu gehen sich nach Sonnenuntergang sonst niemand getraute, trafen sie auf Pfähle mit abgehauenen Köpfen und auf Ueberreste von verbrannten Körpern, so daß sie von Schrecken ergriffen wurden. Allein sie giengen dennoch vorwärts, denn sie hörten eine ermunternde Stimme und sahen in der tiefen Finsternis ein leuchtendes Kreuz. Zwar wurde es darauf wieder so finster, daß sie einander nicht sehen konnten, und dazu

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/176&oldid=- (Version vom 9.10.2016)