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für schändliche Verbrechen zuschrieben, wie abgeschmackt und gottlos es also wäre, solche Götter anstatt des allmächtigen und untadeligen Jesus anzubeten. Und in einer solchen Weise redete Theodot, daß die anwesenden Heiden in Wuth geriethen, die Priesterinnen der Diana und Minerva aber sich die Haare ausrauften, die Kleider zerrißen und ihre priesterlichen Kronen zertraten. Alles heidnische Volk schrie laut um Rache gegen einen solchen Feind der Götter. Man spannte ihn also auf die Folter, jedermann drängte sich hinzu, ihn zu quälen, die Henker lösten sich gegenseitig ab, um ihr Werk auch recht zu thun. Als man ihm mit eisernen Krallen seinen Leib zerrißen, Eßig in seine Wunden geschüttet und sie mit Fackeln gebrannt hatte, der Märtyrer aber den Geruch seines verbrannten Fleisches inne ward und dabei sein Haupt ein wenig wandte, sagte Theoctenes, der Richter: „Du leidest ja nur, weil du den Kaisern und den Göttern die Ehre nicht thust.“ Theodot aber versetzte darauf: „Du deutest meine Kopfbewegung ganz falsch, ich bin nur unwillig, weil deine Schergen so wenig Muth haben. Feuere sie an zu größerem Gehorsam, und besinne dich auf neue Martern, damit du mit Augen siehst, was für eine Geduld

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/179&oldid=- (Version vom 9.10.2016)