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Der Präfect ließ zuerst die Matrone im Stillen zu sich kommen, redete ihr freundlich zu, des Kaisers Willen zu vollbringen, drohte ihr aber auch für den entgegengesetzten Fall einen peinlichen Tod. Felicitas entgegnete ihm: „Ich werde weder durch deine Güte, noch durch deine Schrecken zur Sinnesänderung gebracht oder gebrochen werden können, denn ich habe den heiligen Geist, der mich vom Teufel nicht überwinden läßt, und deshalb bin ich gewiß, daß ich dich entweder lebendig überwinden werde, oder dich durch meinen Tod noch beßer überwinde.“ Publius sagte: „Elende, wenn es dir angenehm ist zu sterben, so laß wenigstens deine Söhne leben?“ Darauf gab die Mutter Felicitas die Antwort: „Meine Söhne werden leben, wenn sie den Götzen nicht opfern; wenn sie aber dies große Verbrechen begehen, so werden sie zur ewigen Verdammnis wandern.“ Des andern Tages saß Publius öffentlich auf seinem Richtstuhl, ließ Felicitas mit ihren Söhnen herbeiführen und sagte zu ihr: „Erbarme dich deiner Söhne, der lieben Jünglinge, welche noch dazu in der ersten Jugendblüthe stehen.“ Felicitas versetzte darauf: „Was du Erbarmen nennst, ist Gottlosigkeit, und die Ermahnung,

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/214&oldid=- (Version vom 9.10.2016)