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Der Vater Margarethens war ein Götzenpriester, von welchem die Jungfrau jedenfalls ihren Glauben nicht haben konnte. Es gieng ihr aber wie dem Knaben Vitus: der HErr schenkte ihr eine Amme, welche ihr nicht blos ihre Milch einflößte, sondern auch ihren eigenen Glauben. Wie es dem Vater offenbar wurde, daß seine Tochter eine Christin geworden war, begann er mit ihr einen Kampf gewaltiger Art. Ihm war sein Götzendienst, seiner Tochter aber JEsus Christus das Theuerste, und wie er sich seinen Aberglauben so ließ sich die Tochter ihren Glauben nicht nehmen. Ihre Treue war in seinen Augen nichts anders, als sträfliche Hartnäckigkeit: damit legte er seine eigene Sündenschuld auf das Haupt seines Kindes. Er selbst wurde ihr Ankläger. Er konnte es vertragen, daß man sie folterte, und endlich wegen ihrer unwandelbaren Treue dem Schwerte überlieferte. Väterliche und mütterliche Herzen werden das weniger begreiflich finden, als daß Margaretha aushielt: ihr half der Geist Jesu und die Kraft des Glaubens; was aber kann einen Vater vermögen, gegen die fromme Tochter zu wüthen, wenn nicht ein böser Geist aus der Hölle, und die Macht eines gottlosen Wahnes? So gibt

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/222&oldid=- (Version vom 9.10.2016)