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Alterthum. Ehrfurcht habe auch ausgeschämte Buben ergriffen, der unverschämteste von allen, der ihr zu nahen suchte, sei von Gott getroffen dahingestürzt in den Tod. Es sei der Sohn des Richters selbst gewesen. Doch sei dieser auf das Gebet der Jungfrau wieder lebendig worden und zwar doppelt lebendig, denn ein neues Leben aus Gott habe ihn durchdrungen, er sei der Erbe der Gesinnungen der heiligen Agnes geworden, und auf diese Weise habe die Gnade die Sünde überwogen. Ihr selbst wurde jedoch auch durch diese Wunder der tödliche Haß ihrer Feinde nicht entwendet. Auf den Scheiterhaufen geworfen wurde sie von den Flammen nicht angegriffen, wohl aber hörte man die Stimme der Jungfrau, die Gott bei aller Todeslust dennoch für dieses rettende Wunder preisen konnte. Als sie nun zur Enthauptung verdammt wurde, versuchte der Scherge noch einmal, sie auf andere Gedanken zu bringen. Sie hatte aber im Angesicht des Schwertes die alte Antwort, die nemlich, daß sie ihrem hochgelobten ewigen Bräutigam nimmermehr die Treue breche. Darauf betete sie kurz und neigte ihr Haupt zum Todesstreiche. Unzählige Thränen der Umstehenden floßen, als das zarte Mägdlein, eine Erbin unermeßlicher

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/24&oldid=- (Version vom 2.10.2016)