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der Götter theilzunehmen, haben wir befohlen, lebendig zu verbrennen.“ Sogleich wurde sie von den Schergen ergriffen, auf eine Insel des Lech gebracht, und an den Pfahl gebunden. Da betete sie mit Thränen und sprach: „Allmächtiger Herr Gott, Jesu Christe, der du nicht gekommen bist, die Gerechten, sondern die Sünder zur Buße zu rufen, deßen Verheißung wahr und gewis ist! Da du in deiner Gnade dem Sünder zusagtest, du wollest seiner Sünden nicht mehr gedenken, zur Stunde, wo er sich zu dir bekehren würde: nimm an in dieser Stunde meines Leidens meine Buße, und befreie mich durch dies zeitliche Feuer, das meinem Leibe bereitet ist, von jenem ewigen Feuer, das Leib und Seele mit einander verzehrt.“

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 Der Leser merkt, daß die Leidende ihrem zeitlichen Leiden einen größeren Werth zuschrieb, als sie gesollt hätte; aber hat sie auch ein wenig gedämmert in der Erkenntnis, die Christin von sieben Tagen, im vierten Jahrhundert berufen, so ist doch ihr Fehl und Mangel erklärlich, ihre Buße aber und ihr Verlangen nach Jesu Christo leuchtend und klar. Nachdem sie ihr Gebet gesprochen hatte, umgab man sie mit dem nöthigen Material, sie zu verbrennen, und legte das Feuer an. Da

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/259&oldid=- (Version vom 9.10.2016)