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befohlen, sie sollte entweder neben anderen heidnischen Jungfrauen der Göttin Vesta opfern, oder in ein gemein Frauenhaus gehen. Darauf sie geantwortet, sie könne dieser beiden fürgeschlagenen Befehlen keinem nachkommen, sintemal ihr vom ewigen, lebendigen und wahren Gott, dem sie diente, ein Engel, so auf sie beschieden ihre Zucht und Ehre zu beschützen, zugegeben sei. Derowegen sie alsbald nackend und blos in ein gemein Frauenhaus öffentlich geführet. Darob denn des Symphronii Sohn nicht eine kleine Freude empfangen, denn er sich ungesäumet mit seiner Gesellschaft in das Haus, seinen bösen Willen mit ihr zu verbringen, verfüget, und erstlich seine Gesellen zu ihr hineingeschicket, welche die Agnetem mit einem hellen Glanz und klarem Lichte umgeben, und zu Gott mit rechter und herzlicher Andacht betend gefunden, und ob diesem Spektakel sich so heftig entsatzt haben, daß sie schleunig umgekehret und zum Hause hinaus wiederum gegangen sind. Als sie aber der Jüngling, des Symphronii Sohn, so erschrocken und bestürzt sahe, höhnet und verspottet er sie, als verzagte, so keine Mannes-Herzen hätten, und prellet also redend zur Jungfrau hinein; wie er sie aber anrühren wollen, ist er des jählichen Todes gestorben und zu Boden gefallen. Seine Gesellen aber, so auf ihn warteten und ob dem langen Verzug, daß er nicht wieder zu ihnen herauskam, ein Misfallen trugen, ermannten sich und giengen in der Jungfrauen Gemach, funden ihn auf der Erden todt liegen, huben an zu schreien und dermaßen zu wehklagen, daß ein sehr groß

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/27&oldid=- (Version vom 2.10.2016)