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Glück gehabt hatte, getauft zu werden, – ein Glück, welches in jener Zeit nur wenige römische Söhne und Töchter fanden. Zur Jungfrau herangewachsen, wurde sie von ihrem Vater thörichter und unglückseliger Weise mit einem gewissen Publius, einem Erzfeinde alles christlichen Wesens, zu der ungerathensten Ehe, welche sich denken läßt, vermählt.

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 Sie war eine Beterin, welche auch des Nachts aufstand, um der Andacht zu pflegen; ihr Mann hingegen war ein Spötter, der sich, je weniger er ausrichtete, desto mehr zu Zorn und Grausamkeit gegen sein armes Weib empört fühlte und sie einmal, während er nach Persien abreiste, elendiglich einsperrte und hungern ließ. Anastasia würde am Ende wohl auch verhungert sein, wenn nicht ihr Mann auf der Reise gestorben, und sie dadurch frei geworden wäre. Nun folgte sie ungehindert ihrer alten Neigung, einerseits in aller Abgeschiedenheit der Andacht zu leben, andererseits aber sich dem Dienste der Armen und Leidenden zu widmen. Mit besonderer Hingebung diente sie aber den Bekennern und Märtyrern, insonderheit ihrem Lehrer, dem heiligen Chrysogon. So auffällig gut und fromm, und daher den Heiden so verhaßt war ihr Wandel voll Andacht und Liebe, daß

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/274&oldid=- (Version vom 9.10.2016)