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Märtyrin und wie ist sie zu dem hohen Ruhme in der Kirche gekommen? – Sie war eine römische Jungfrau, eines Senators Tochter, Christo dem HErrn von ganzer Seele zugethan. Als sie die armen Christen zu Chalcedon in ihren Leiden und Martern sah, ermahnte sie nicht blos die Dulder zur Treue und Beständigkeit, sondern es ergriff sie auch eine heilige Lust, mit ihnen zu leiden und zu sterben. Ueberlaut rief sie, sie sei eine römische Jungfrau, eines Rathsherrn Tochter, warum man ihr denn andere vorziehe, es gehöre sich, daß sie vor den fremden Leuten allen zuerst zu Christo geschickt werde. Da geschah ihr der Wille. Man warf sie ins Gefängnis, sie aber pries den Namen des HErrn, der sie würdigte, zum heilsamen Zeugnis zu leiden und die Marterkrone zu empfangen. Da man hernach ihre Mitgenoßen in der Trübsal gebunden auf den Markt zur Marter führte, sie aber ledig daher gehen ließ, beklagte sie sich höchlich, daß man des Kaisers Wort übertrete, und sie, eine Bekennerin wie die anderen, nicht auch gebunden führe. Durch die laute Aeußerung ihres Verlangens wurde der kaiserliche Beamte vermocht, ihr zu willfahren, und auch der HErr im Himmel gönnte ihr der Martern

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 265. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/285&oldid=- (Version vom 9.10.2016)