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ihrer englischen Heimath an ihn schrieb. Sie wirbt in demselben um seine Gemeinschaft und drückt ihm schließlich ihre Wünsche in lateinischen Hexametern aus. Dies unterließen wohl die Töchter unserer Tage, und zwar nicht blos deshalb, weil die lateinische Sprache gegenwärtig nicht mehr im Brauche ist, sondern auch, weil zwischen dem leidlichen Gebrauch einer Sprache im täglichen Leben und der Anwendung derselben zu poetischen Erzeugnissen noch ein großer Unterschied ist. Aus dem Briefe, den Lioba geschrieben, sieht man, daß sie die einzige Tochter ihrer Eltern war, und überhaupt das einzige Kind derselben, daher sie so sehnlich wünschte, in ihrem Verwandten Bonifacius einen Bruder zu finden. Sie war aus adelichem angelsächsischen Geschlechte. Ihr Vater hieß Tinne, und ihre Mutter Ebba. Ihre Mutter gebar sie nach langer Unfruchtbarkeit, und widmete dann alsbald das Kind dem HErrn, ihrem Gott. Als Lioba einigermaßen herangewachsen war, brachte man sie in das Kloster Winburn, welchem Tetta oder Tatta, die Schwester des angelsächsischen Königs, eine von Bonifatius hochgeachtete Jungfrau, vorstand. An diese, seine Muhme, wendete sich Bonifacius späterhin und bat, daß ihm Lioba und einige

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 286. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/306&oldid=- (Version vom 9.10.2016)