Seite:Wilhelm Löhe - Rosen-Monate heiliger Frauen.pdf/311

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

eine Seereise: das Fahrzeug litt Schiffbruch, viele Reisende starben, Ingeborg wurde gerettet, und in der Nacht darauf bekam sie den Unterricht: „Du bist verschont um des Guten willen, das du in deinem Schooße trägst.“

.

 Als nun das Kind das Licht der Welt erblickt hatte, da zeigte sichs allmählich, daß es stumm war, nicht taub, nicht stumpf, aber stumm. So blieb es drei Jahre, nach deren Ablauf ihm die Zunge gelöst wurde, und sichs zeigte, wie wohl Brigitta in aller Stille gehört hatte und gereift war, denn siehe, sie konnte reden, als hätte sie es jahrelang geübt. Im Jahre 1310 starb ihre Mutter, und sie kam nun unter die Pflege einer ihrer Muhmen. Das Leben des jungen Mädchens war ernst von Kindesbeinen an, und bereits in ihrem zehnten Jahre begann die Reihe der inneren Gesichte und Offenbarungen, welche ihr Leben auszeichnen. Sie hörte eine Predigt vom Leiden Jesu und wurde durch dieselbe im tiefsten Innern gerührt. In der folgenden Nacht sah sie Jesum mit Blut und Wunden bedeckt an Seinem Kreuze hangen, und es war ihr, als hörte sie Seine Stimme: „Sieh mich an, meine Tochter.“ Sie wurde dadurch zu der Frage

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 291. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/311&oldid=- (Version vom 9.10.2016)