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Andacht, der Armen, der Kranken, zum Theil in einem von ihnen selbst gestifteten Hospitale, zu widmen. Sie wanderten auch, und zwar meist zu Fuß, nach San Jago di Compostell. Wieder zurückgekommen ordnete Wulph seine zeitlichen Angelegenheiten vollends, und da er eben damit umgieng, in das Kloster Alvastra einzutreten, woselbst er sich bereits angeschloßen hatte, starb er am 12. Februar 1344, noch ehe er das 50ste Jahr erreicht hatte, und für Brigitta begann der Wittwenstand.

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 Brigitta vertheilte nun Wulphs Güter unter ihre Kinder und erwählte für sich ein Leben der freiwilligen Armuth und der Entsagung, noch mehr aber ein Leben der Hingabe und der Andacht. Sie bezog das Kloster Alvastra und wurde in ihrer einsamen Stille bald wieder mit der Eröffnung des inneren Sinnes und mit Gesichten heimgesucht. Sie sah den Erlöser der Welt im Geiste, wie er sie, die vom Manne frei gewordene, zur Braut annahm, und es erwachte in ihr selbst der jugendlich bräutliche Sinn, fortan mit Leib und Seele ganz Ihm anzugehören und zu dienen. Ihr eigenes Glück, welches sie in der Stille gefunden hatte, war so groß, daß sie beschloß, es auch andern zu ermöglichen, und zu dem

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 293. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/313&oldid=- (Version vom 9.10.2016)