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sah der Vorüberziehenden eine Weile mit starrem Blicke nach, denn er war erstaunt über die herrliche Schönheit des Weibes, bis er endlich Worte fand, den Gedanken auszusprechen, der ihn bewegte. „Gott, rief er, wird nach seinem unendlichen Reichthum der Güte und Barmherzigkeit auch diesem Weibe Heil und Gnade angedeihen laßen, das seine Hände bereitet haben.“ Und was geschah? Der HErr erhörte schnell und that nach den Worten seines Knechtes. Pelagia hielt an, trat unter die Menge derer, die die Predigt hörten, und wurde von derselben tief und zu Strömen von Thränen gerührt. Sie empfieng hernach die Unterweisung des heiligen Nonnus und begann ein anderes Leben. Vorzumal hatte sie den Namen Margaretha geführt, das heißt Perle, und in der That, ihre Verehrer hatten sie mit Perlen und Kleinodien bedeckt, so daß sie von dem Reichthum ihrer Perlen selbst eine Perle genannt werden konnte. Nun aber legte sie den Perlennamen ab, und nannte sich Pelagia, wie wenn sie sich von Pelagus, dem Meere ihrer Bußthränen oder dem Meere der Gnade Gottes in Christo Jesu hätte benennen wollen. Ihre Güter vertheilte sie unter die Armen und sich selbst entriß sie von nun

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/319&oldid=- (Version vom 9.10.2016)