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an der Welt ganz und gar, um ihr ferneres Leben forthin in der Uebung der Buße und der Andacht hinzubringen. Nachdem sie die Taufe erlangt hatte, zog sie sich nach Jerusalem zurück, und brachte ihr Leben ehelos und büßend in einer Höhle des Oelbergs zu.

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 An demselben Tage, an welchem man der Büßerin Pelagia gedenkt, gedenkt man auch einer andern, nämlich der Egypterin Thais. Obwohl in der christlichen Religion erzogen, war sie doch allmählich ein Auswurf der Menschheit und eine berüchtigte Buhldirne geworden. Paphnutius, ein ehrwürdiger Einsiedler in der Thebais, war durch ihre Versunkenheit nicht blos tief betrübt worden, sondern er betete und rang um ihre Rettung. Wie wenn er mit ihr Schande treiben wollte, verlangte er einmal mit ihr ein Gespräch in einem ganz abgelegenen Gemach. Die ausgeschämte Thais antwortete ihm, vor Menschen seien sie ohnehin verborgen, da wo sie seien, und dem Angesicht Gottes könne man nicht entfliehen. An dieser, ihm erwünschten Bemerkung knüpfte der ehrwürdige Mann an, um in der Sünderin das Andenken an die Allgegenwart ihres Richters zu stärken und sie vor

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 300. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/320&oldid=- (Version vom 9.10.2016)