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deßen flammende Augen zu stellen. Thais, die nun wohl merkte, daß sie sich in ihrem Besucher geirrt hatte, widerstand seinen mächtigen Worten nicht, und der HErr gab, daß für sie eine Zeit der Wendung und der Erneuerung eintrat. Fußfällig bat sie um fernere Leitung. Nur drei Stunden wollte sie haben, um ihre Angelegenheiten zu ordnen. Während derselben trug sie alles, was sie hatte, Hausgeräthe, Edelsteine, den ganzen Lohn ihrer Schande auf die Gaße, zündete es mit einander im Feuer an, und lud alle, die früher mit ihr gesündigt hatten, zur Nachahmung ihrer Wendung und Buße ein. Darauf gieng sie zu Paphnutius, der sie nun in ein Frauenkloster führte, und ihr eine einsame Zelle anweisen ließ, in welcher sie bei karger Nahrung Gott um Verzeihung ihrer Sünden anrufen sollte. Auf ihre Frage nach dem Gebete, welches sie gebrauchen sollte, verbot er ihr den Namen Gottes und daß sie ihre Hände zum Himmel emporhübe. Sie sei so unwürdig, sagte er, daß sie sich nur immer gen Aufgang wenden und betend die Worte wiederholen sollte: „Du hast mich geschaffen, erbarme dich meiner.“

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 Darauf schloß er die Thür hinter ihr zu, und

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 301. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/321&oldid=- (Version vom 9.10.2016)