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beiden Kinder im Garten eine Einsiedelei herrichten; aber auch das gelang nicht, weil die Steine, die sie auf einander schichteten, nicht halten wollten. Ihre Mutter, von welcher jedoch die Tochter selbst manch edle Tugend rühmt, war eine Verehrerin und eifrige Leserin der Ritterromane, und zog bei der Lektüre auch ihre Tochter und die übrigen Kinder bei, in der Meinung, sie dadurch zu Hause zu halten und mehr unter ihre mütterliche Leitung zu bekommen. Die Sache mußte aber heimlich getrieben werden, weil man den Vater zu scheuen hatte, der die Gefahren einer solchen Lektüre wohl erkannte und daher die Romane nicht dulden wollte. Demselben entgieng es auch nicht, daß seine Theresia die alte Frömmigkeit nicht mehr besaß, daß die Auswahl ihrer Gesellschaft nicht mehr den wahren Bedürfnissen ihrer Seele entsprach, und er brachte sie daher in ihrem 15ten Jahre in das Kloster der Augustinernonnen von Avila, um sie dortselbst mehr nach seinem Sinne reifen zu laßen.

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 In dem Kloster erholte sich ihr Geist bald wieder. Achtzehn Monate verweilte sie daselbst sich zum großen Segen. Allein sie wurde von einer schweren Krankheit befallen, die ihren Vater veranlaßte, sie zu sich

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 308. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/328&oldid=- (Version vom 9.10.2016)