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zurück zu nehmen. Nach ihrer Genesung schickte man sie zu ihrer Schwester aufs Land, um sich dort zu stärken, und auf dem Wege zu ihr besuchte sie einen Oheim, der sie zum Lesen geistlicher Schriften ermahnte und dem zu Gefallen sie, trotz geringer Lust, sich dieser Lektüre auch hingab. Gott aber segnete ihr Lesen, daß es ihr allmählich zu einer Wonne wurde. Dabei beschäftigte sie auch immer ihre Standeswahl, ob sie ehelich werden, oder als Jungfrau leben und Nonne werden sollte. Da ihre Gesundheit immer schwächlicher und geringer wurde, so schien es, als würde sie die Anstrengungen des Klosterlebens nicht ertragen können. Die Briefe des heiligen Hieronymus aber begeisterten sie dennoch in dem Maße, daß sie ihrem Vater die Absicht aussprach, Nonne zu werden, und an diesem ihrem Ausspruch mit einer Art von Härtigkeit auch dann festhielt, als ihr Vater sich ihrem Begehren widersetzte, weil er ihre Nähe und ihren Umgang nicht missen wollte. Theresien schien es allmählich, wie wenn die Ausführung ihres Vorsatzes zu ihrem Seelenheil nöthig wäre, und sie wagte es daher einmal, das väterliche Haus heimlich zu verlaßen, und sich in ein Kloster ihrer Vaterstadt zu begeben. Es geschah dies

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/329&oldid=- (Version vom 9.10.2016)