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war aber so elend, daß sie acht Monate lang zwischen Tod und Leben schwebte und drei Jahre an allen Gliedern gelähmt blieb. Dann brachte sie es zwar wieder dahin, sich mühsam fortzuschleppen, aber sie litt dennoch fortwährend grimmige Schmerzen. Dabei gieng es ihr jedoch wie andern Heiligen: sie litt durch all diesen Jammer an ihrer Seele keinen Schaden, sondern im Gegentheil, ihr inneres Christenthum nahm zu, daß sie wie ein Licht unter den Ihren leuchtete, und ihre außerodentliche Gabe der Contemplation und des innerlichen Gebetes wurde unter Leiden, welche nöthig waren, um von allem, was zeitlich war, absehen zu lernen, zu jener Höhe erzogen, die auch solche kann staunen machen, welchen Geschmack am klösterlichen Leben und der römischen Lehre, denen sich Theresia mit allem Willen ergab, vollkommen ferne liegt.

 Ihr ganzes Leben hat von da an zwei Abtheilungen, nemlich die erste, welche eine Zeit der bloßen Abtödung und inneren Seelenpflege umfaßt, die andere aber die Zeit ihrer öffentlichen Wirksamkeit nach Außen.

 In die erste Periode fällt eine Zeit der großen Freude für Theresia: sie durfte ihren besten Freund, ihren Vater, in das innere Gebetsleben einführen und

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/331&oldid=- (Version vom 9.10.2016)