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ihres Mannes in einem Kloster wohnte, dem ihre Tochter Gertrud als Aebtissin vorgesetzt war, und sich dabei der Leitung derselben unterordnete. Auch solche Züge, wie z. B. daß sie niemals ohne die Almosenschüssel zur Kirche oder an andere öffentliche Orte gieng, werden wenig Aufmerksamkeit finden. Doch fehlt es auch nicht an anderen, die nicht bloß Kraft und Weltentsagung, sondern auch eine herzgründliche Ergebenheit an den HErrn Jesus und eine treue Nachfolge Seines heiligen Lebens bekunden. Wohin sie reiste, folgten ihrem Hofe dreizehn auserwählte Arme, welche mit anderen, die sich dazu fanden, von ihrem Küchenmeister zuerst berücksichtigt werden mußten; auch von ihrem eigenen Tische wies sie ihnen das beste zu; den einzigen Apfel, den sie einmal übrig hatte, theilte sie mit ihnen. Kein Armer zieht vor ihrer Hofburg ohne den Sold der Barmherzigkeit vorüber, den sie selbst gab. Wer in Angelegenheiten Jesu reiste, war ihr ein hochwerther und geehrter Gast. Als sie eines ihrer Klöster baute, erbat sie sich von ihrem Gemahl, daß auf eine Weile keine Todesstrafe vollzogen würde, sondern die Verbrecher das Kloster bauen müßten, damit sie Zeit zur Buße fänden. Ueberhaupt hielt sie gern das Schwert

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 322. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/342&oldid=- (Version vom 9.10.2016)