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Schwiegermutter Sophia und ihre Schwägerin Agnes waren anderen Sinnes. Als sie einst alle drei zusammen, Kronen auf den Häuptern, zur Kirche giengen, legte die junge Elisabeth die ihrige nieder und bekannte auf Befragen, daß sie da keine Fürstenkrone tragen möge, wo das Gedächtnis des HErrn wohne, der hienieden eine Dornenkrone trug. Eine solche Gesinnung war vor den Augen der beiden andern eitel Schwärmerei. Man lehrte sie tanzen, sie tanzte auch ein Mal, das Vergnügen sprach sie an; dennoch aber war ihr erster Tanz zugleich ihr letzter, denn sie beschloß zu Jesu Ehren für immer, auch diese weltliche Freude aufzugeben und nur Ihm zu Gefallen zu leben. In diesem Sinne wendete sie sich immer mehr den Armen und Leidenden zu und übte ihre jungen Kräfte fleißig im selbstverläugnenden Dienste anderer. Das war kein Leben, wie es an die Höfe paßte. So lebte man auch am Hofe zu Thüringen nicht, wohl aber wurde man durch ein solches Leben innerlich angegriffen, gereizt, gestoßen und beleidigt. Darum sprachen die Höflinge oftmals dem Bräutigam Ludwig zu, die Braut nach Ungarn heimzuschicken und eine andere zu freien. Sie paße beßer in ein Kloster, als auf einen

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 331. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/351&oldid=- (Version vom 9.10.2016)