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Thron. Der Bräutigam aber wankte nicht. Er wies einmal auf einen Berg und sagte, wenn man ihm einen solchen Berg von Gold biete, wolle er doch den Goldberg missen und Elisabeth behalten.

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 Eben so wenig ließ sich Ludwig gegen Elisabeth aufregen, als sie seine Gemahlin war und die Lästerzunge auch dann nicht ruhte, sondern keck genug war, auch gegen die fromme Fürstin sich zu regen. Immer sollte das, was Ludwig an seiner Gemahlin am höchsten schätzte, nämlich ihr heiliger Liebessinn zu JEsu und Seinen Elenden in der Welt, ihr zum Verbrechen gestempelt werden. Sie gab den Höflingen zu viel aus für die Elenden und entbehrte andererseits selbst zu viel; sie gieng so gar nicht den Weg anderer Leute und so ganz den Weg JEsu, daß die Gewohnheitsmenschen des Tages nicht zufrieden werden konnten. Dazu wandelte sie selbst so viel unter den Elenden und befaßte sich persönlich so viel mit ihnen, diente ihnen so hingebend, so gar wie eine Magd, daß es nicht begreiflich gewesen wäre, wie die Menschen mit sich hätten zufrieden sein können, wenn sie mit einer solchen Fürstin zufrieden gewesen wären. Sie speiste täglich 900 Arme: sie arbeitete eigenhändig für die Armen, machte ihnen

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 332. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/352&oldid=- (Version vom 9.10.2016)