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Kleider, spann und nähte ohne Rast und pflegte die Kranken mit eigner Hand, es war ihr kein Uebel zu groß, zu scheußlich, und wäre es der Aussatz gewesen. Der Gegensatz, welchen auf solchen Wegen die fromme Fürstin fand, hat sich in zwei Sagen ausgesprochen, die schön und werth sind, gemerkt zu werden; es spricht sich in den Sagen auch die himmlische Lösung aus, welche der Gegensatz immer fand. Einmal sei nemlich, so erzählt die Sage, Elisabeth ihrem Ludwig begegnet; sie hatte das Tuch voll Gaben für Arme, er das Herz voll von den Lästerreden ihrer Feinde; jetzt gerade hätte er die Stimmung gehabt, die Gemahlin zu tadeln. Er griff nach dem Tuch, es zu enthüllen, – sie seufzte zu Dem, der aus Verlegenheit hilft, – und siehe, was ereignet sich? Ludwig sah im vollen Tuche nicht Speisen, nicht Almosen und Gaben, sondern blühende duftende Rosen, deren Geruch all seinen keimenden Unmuth vertrieb. Ein anderes Mal sei, so spricht wieder die Sage, Ludwig heimgekommen; seine Mutter selbst, eine Gegnerin Elisabeth’s, habe ihm entgegengerufen, sein Weib habe so eben einen Aussätzigen in’s Ehebette legen laßen, ihn zu pflegen; sie werde den Gemahl anstecken. Aergerlich

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 333. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/353&oldid=- (Version vom 9.10.2016)