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des frommen Gemahls: „es geschieht ja um Christi willen“, fand ihr Herz. Sie beruhigte sich, sie ergab sich in die Trennung, so schwer sie ihr wurde, und so manche trübe und bange Ahnung sie noch schmerzlicher machen wollte, als sie ohnehin schon war. Als Ludwig wegzog, begleitete sie ihn, begleitete ihn weiter und weiter, einen Tag um den andern, bis er sich losriß, – und sie nun heimkehren mußte, die Wittwenkleider anzuziehen. Ludwig zog nach Italien. Ehe die Kreuzfahrer wegkamen, in Otranto, wurde er von einem bösen Fieber überfallen, nahm das Sacrament aus der Hand des Patriarchen von Jerusalem und starb am 11. September 1227.

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 Damit starb der Wittwe die ganze Welt ab, ihre Feinde konnten nun freier hervortreten, und ihr Schwager Heinrich, der sich mit Unrecht des Landes und Regimentes bemächtigte, vertrieb sie sammt ihren Kindern Anfangs des Jahres 1228, im Winter; wie sie gieng und stand, mußte sie – und zwar bei Nacht – das Fürstenhaus verlaßen, und überdies wurde den Unterthanen verboten, sich ihrer anzunehmen. Das war die Rache, welche die Menschen an der Heiligen nahmen, weil sie so viel Almosen gegeben, so viel

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 335. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/355&oldid=- (Version vom 9.10.2016)