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habe ihr der große Kirchenlehrer Origenes, der irgendwie in ihre Nähe gekommen sei, durch einen Unterricht gestillt, deßen Licht sie weit über alle Sterne erhob. Sie sei auf diesem Wege Christin und getauft worden. Indes sei dem Vater, der von dem allem nichts gewußt habe, der Gedanke gekommen, seine Tochter zu vermählen. Da nun aber diese sich dergleichen Anträge verbat, habe der Vater geglaubt, ihr andere Gedanken dadurch beibringen zu können, daß er auf eine Reise gienge und sie der Einsamkeit überließe. Bei seiner Heimkunft habe er erst Spuren gefunden, dann von der Tochter das unumwundene Bekenntnis vernommen, daß sie Christin sei. Wuthentbrannt habe er sie töden wollen, sie aber habe die Flucht ergriffen. Er habe sie aber allenthalben gesucht und an den Haaren durch Dorngestrüpp nach Hause gezogen und in einen finstern Ort geworfen. Er habe sie, da alles nichts half, dem Statthalter übergeben, der sie mit allen Mitteln des Gesetzes zur Besinnung bringen sollte. Gepeitscht am ganzen Leibe und dann mit Scherben an den wundenvollen Gliedern gerieben, sei sie von dem HErrn über Nacht geheilt worden und habe diesen ihren Arzt am andern Tage desto freimüthiger

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 345. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/365&oldid=- (Version vom 9.10.2016)