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unverwerflichen Nachrichten neben dem Licht für die Seele das irdische Augenlicht. Auch dann aber behandelte Herzog Attich Odilien nicht wie sein Kind; er hielt sie ferne von sich, so daß sie erzogen werden mußte, wo sie getauft worden war. Als sie heranwuchs, erwachte in ihr eine kräftige Sehnsucht, ihrem Vater nahen zu dürfen, und sie suchte daher mit einem ihrer Brüder, Hugo, schriftliche Gemeinschaft, die sie auch erlangte. Da Hugo seines Vaters harten Sinn nicht wenden konnte, so lud er seine Schwester ein, selbst zu kommen, in der Hoffnung, daß die liebenswürdige, fromme Jungfrau des Vaters Herz eher erweichen würde, als alle seine eignen Reden. Eben stieg sie nun mit ihrem Gefolge den Berg hinan, als der Herzog mit seinen Söhnen von seiner Burg herabkam, und diese über die Gesellschaft fragte, die ihm da entgegen käme. Als ihm nun Hugo sagte, daß es Odilie mit den Ihren sei, und daß er sie selbst in das Vaterhaus eingeladen habe, der Hoffnung, daß sie der Vater in Gnaden annehmen werde, gerieth der Herzog in einen sonderbaren Zorn, daß er nach seinem Sohne schlug und ihn – die Nachrichten sind verschieden – entweder tödete, oder doch schwer verwundete. Wunderlicher

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 349. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/369&oldid=- (Version vom 9.10.2016)