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Weise entfloh aber mit dieser verbrecherischen Gewaltthat alles Misbehagen an der Tochter aus dem Vaterherzen. Attich richtete Odilie, die sich in heißen Thränen zu seinen Füßen warf, mit väterlichem Erbarmen auf, schloß sie in seine Arme und legte sie dann der Mutter Berswinda an’s Herz, der er damit einen Trost für den Jammer gab, den sie durch ihn zu gleicher Stunde empfangen hatte. Sie mußte ja um Hugo’s willen eben so sehr trauern, als sie sich um Odiliens willen freute.

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 Schon im Kloster Baume, wo sie erzogen wurde, hatte Odilie den Stand der ledigen Jungfrauen lieben gelernt. Als nun ihr Vater sie verehelichen wollte, erbat sie sich ein anderes, nemlich von nun an sich dem unmittelbaren Dienste Christi widmen zu dürfen. Ihr Vater, der seit der Begegnung am Schloßberge der Tochter ebenso zugethan, als zuerst abgeneigt war, ließ sie gewähren, und bediente sich nunmehr nicht bloß in allen Fällen ihres weisen Rathes, sondern er that mehr, er gab ihr ums Jahr 680 sein festes Schloß Hohenburg und versah sie mit allen Mitteln, daselbst das erste Frauenkloster des Elsaßes zu erbauen. Hohenburg bekam von da an den Namen Odilienberg.

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 350. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/370&oldid=- (Version vom 9.10.2016)