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andern Klosterfrauen hinter ihr her gezogen auf demselben Wege. Auch die Art und Weise ihrer Kranken- und Armenpflege war ein Muster für ihre Zeiten. Sie vermochte es, allen Unannehmlichkeiten der Krankenpflege zu widerstehen, und dem Widerwärtigsten, was unsern Nerven begegnen mag, dem Geruch der Wunden und Krankheiten, mit entschloßener Liebe zu den Elenden entgegen zu gehen. Sie konnte die Aermsten und Elendesten zärtlich in ihre Arme schließen, sie speisen und tränken, sich mit ihnen gedulden und für sie beten, und ihr Gebet wurde zuweilen auffallend erhört, so daß der HErr und Seine Magd Odilie darob gepriesen wurden.

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 Ein Leben so voll Arbeit und Mühsal ist ohne Zweifel köstlich zu nennen. Odilie reifte dabei für den Himmel. Als sie einsmals mit ihren Frauen in der St. Johanneskapelle versammelt war, theilte sie ihnen mit, daß nun ihre Stunde nahe sei, ermahnte sie, den Eifer und die Liebe ferner zu bewahren, davon sie bisher beseelt gewesen wären, und wies sie auf den herrlichen Lohn, der nach dem vergänglichen, eitlen Leben folge; ihre Verwandten empfahl sie ihnen zum Gebet. Hierauf zogen die ergriffenen

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 354. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/374&oldid=- (Version vom 9.10.2016)