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diese sich nicht willfährig zeigte, und ihre Zeit lieber in stiller Zurückgezogenheit der Erziehung ihrer jungen Tochter Emma widmen wollte, wurde sie von Berengar und seiner abscheulichen Gemahlin Willa auf die schändlichste Weise mishandelt, und in einem Schloße am Gardasee jedem Mangel preisgegeben. Was half ihr der Blick auf die herrliche Natur und daß ihr Auge gegenüber der Stadt Salo sich weiden konnte, da sie mit einer einzigen Dienerin in einem finsteren Thurme eingesperrt war? Indes war das allerdings ein dunkler Weg, den Adelheid betreten mußte, der aber auf Höhen menschlicher Herrlichkeit und Macht endigte, wie sie keine einzige Frau in der Welt zu jenen Zeiten ersteigen durfte. Der HErr bereitet es den Seinen zuweilen scheinbar hart, aber wie sich’s nachmals zeigt, mit väterlicher Weisheit zu Seinen heiligen Zwecken zu. Auch wandte er der jungen Dulderin gerade durch das Unglück, welches sie erdulden mußte, viele Herzen zu. Der Bischof von Reggia in Modena, Adelhard, sandte einen seiner Priester, Namens Martin, ab, um ihr Trost und Hilfe zu schaffen, und der war der rechte Mann, der frommen Königin zu helfen. Er bestach einige Wächter, und führte einen unterirdischen Weg

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 362. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/382&oldid=- (Version vom 9.10.2016)